Den Tieren eine Stimme geben: Heidi, ehemalige Hundekampfbärin aus Syrien

Den Tieren eine Stimme geben: Heidi

Mein Name ist Heidi und ich wurde einst in Syrien geboren. Schon mit ein paar Tagen haben sie mich meiner Mama, die genauso in Ketten gelegen ist wie der Bär am Foto (Symbolfoto) weggenommen und in einen kleinen, dunklen Käfig gesperrt. Es gab kaum Sonnenlicht, wenig frische Luft und ich habe mich ohne meine Mama sehr gefürchtet- aber vor allem habe ich mir um sie so große Schmerzen gemacht, da ich sie immer wieder ganz furchtbar vor Schmerzen schreien hörte. Ich konnte aber nichts erkennen und so habe ich den Grund lange nicht verstanden.

Eines Tages kamen zwei Männer zu mir, sie packten mich ganz unsanft an meinen kleinen Beinchen und zerrten mich ins Freie. Ich hoffte, dass ich nun endlich zu meiner Mama zurückkommen könnte. Aber stattdessen haben sie mir mein Maul aufgesperrt und einfach so meine Eckzähne gezogen. Es hat ganz furchtbar geblutet und sehr weh getan- das kümmerte die beiden Männer allerdings nicht- sie steckten mich wieder in den Käfig zurück, wo ich tag ein und tagaus saß und wartete. Das Licht in meinen sanften braunen Augen begann schon damals langsam zu erlöschen Dabei hätte ich mich so gefreut darauf, diese wunderschöne Welt, von der ich einst von unserer Bärenmutterseele hörte, zu entdecken.

Als ich vielleicht ein Jahr alt war- so genau kann ich mich nicht mehr erinnern, kamen die beiden Männer wieder in meinen Käfig und legten mich in Ketten: Um den Hals, um meinen Bauch – überall machten sie mich fest und zerrten mich nach draußen in das helle Licht der Sonne. Es tat so gut, wieder einmal Tageslicht zu sehen! Dann führten sie mich auf einen Platz, wo es ganz schlimm nach Blut und Tod roch- ich fürchtete mich sehr, denn ich wusste nicht, was nun passieren würde. Als die ersten beiden Tiere- ich kannte diese Wesen noch nicht, heute weiß ich, dass sie Hunde genannt werden- in diese Arena liefen, waren ich beruhigt, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie mir etwas Böses wollten. Doch dann griffen sie mich einfach an: Ich schrie ganz laut auf, denn sie haben mich wieder und wieder gebissen. Ich wusste nicht, was ich machen soll, denn ich konnte ja nicht davonlaufen in meinen Ketten, an denen mich die beiden Männer festhielten. Diese forderten mich schreiend auf zu kämpfen- doch ich war ja noch ein kleines Bärenmädchen und wollte gar nicht kämpfen! Die Hunde wurden immer wilder, da sie mein Blut gerochen haben und in meiner Verzweiflung begann ich mich zu verteidigen. Ich wollte nicht kämpfen- aber ich hatte keine Wahl. Man hat mich dazu gezwungen. Endlich war es dann vorbei und ich durfte in meinen Käfig zurück, wo ich meinen Wunden leckte. Und leckte und leckte.

Ein paar Tage später wurde ich wieder geholt und musste wieder kämpfen, und kämpfen und kämpfen. Bis ich keine Kraft mehr hatte- aber selbst da haben sie mich dazu gezwungen. Und es kamen immer mehr Menschen, die mir dabei zugesehen haben und Geld auf mich wetteten. Das Licht in meinen Augen ist damals zur Gänze verschwunden.

Dann kam dieser eine Tag: Nach vielen vielen Jahren sprach das erste Mal ein Mensch mit freundlicher Stimme zu mir und sagte, dass ich mich nicht fürchten brauchte- dass alles gut werden und ich in Sicherheit gebracht werden würde. Ich hatte kein Vertrauen mehr in diese Menschen und drehte mich weg. Dann wurde es dunkel um mich, wir war angenehm war und nachdem ich nach langer Reise meine Augen wieder aufmachte, befand ich mich in einer völlig unbekannten Umgebung und zum ersten Mal nicht in Ketten. Es schien die Sonne und ich konnte ihre Wärme auf meiner Haut und meinem Fell spüren. Wo war ich gelandet? Nun eine Organisation hat mir mein Leben gerettet und mich aus Syrien nach Österreich in einen privaten Bärenhof gebracht, wo ich heute mit 11 anderen Gefährten lebe, die ein ähnliches Schicksal wie ich habe.

Als vor ein paar Tage eine junge Frau, die jetzt diese Worte an dich schreibt, vor meinem Gehege gestanden ist, hat sie ganz bitterlich zu weinen begonnen, denn sie hörte meine Geschichte und sah, dass mein Licht erloschen ist. Ich tröstete sie, denn ich habe beschlossen, den Menschen und Hunden in meiner Vergangenheit zu vergeben und wieder zu vertrauen. Und ermunterte sie dazu, auch in sie selbst mehr Vertrauen zu haben. Und auch weiterhin an das Gute im Leben zu glauben.

Mein Name ist Heide- ich war Hundekampfbärin in Syrien und habe verziehen.